Zweiter Bieter für Hochhaus

Zweiter Bieter für Hochhaus

Siegen. Wer darf das Hochhaus, in dem früher der Landesbetrieb Straßen NRW untergebracht war, kaufen? Das Studentenwerk hat Konkurrenz bekommen.

ihm - Massiver Schimmelbefall in den Büros, eine Fassade, die abzufallen droht – das ehemalige Verwaltungsgebäude des Landesbetriebs Straßen NRW schien nicht mehr zu retten. Das zumindest musste man aus den Nachrichten der vergangenen zwei Jahre schließen. Nun könnte sich das Blatt wenden, denn neben dem Studentenwerk, das das Anfang der 1960er-Jahre erbaute Haus abreißen will, ist nun ein weiterer Interessent auf den Plan getreten.

Privater Investor hält Hochhaus für sanierungsfähig

Der Investor aus dem südlichen Siegerland hält das unter Denkmalschutz stehende Hochhaus für sanierungsfähig. Er denkt derzeit an eine gemischte Wohnnutzung – auch für Senioren. Das Grundstück böte Platz für weitere Gebäude. Auch eine Tiefgarage ist angedacht.

Was die Fassade betrifft, hält der Siegener Architekt Christian Welter, der für den Investor tätig ist, die seit einigen Monaten bestehende Absperrung zur Gefahrenabwehr für eine bewusste „Dramatisierung“. Die Fassade sei keineswegs so marode, wie behauptet werde. Seit 50 Jahren habe der helle Travertin gehalten. Welter räumte ein, dass man die Platten an der zur Siegerlandhalle gelegenen Gebäudeseite wohl erneuern müsse. Das könne denkmalgerecht mit dem gleichen Material geschehen.

Signale für Abriss

Für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW eigentlich eine komfortable Lage: zwei Interessenten für eine seit Jahren leerstehende Problem-Immobilie. Es scheint allerdings, als sei die Entscheidung fast schon gefallen, und zwar zugunsten des Studentenwerks, zugunsten des Abrisses. Dieses Signal hat Christian Welter jedenfalls vom BLB empfangen. Dort sei ihm mitgeteilt worden, „dass das Finanzministerium NRW den BLB angewiesen habe, kein Bieterverfahren stattfinden zu lassen und direkt an das Studenwerk Siegen zu verkaufen. Das Finanzministerium habe zugesichert, dass der Denkmalschutz per Ministerentscheid im Nachgang aufgehoben wird. Das Gebäude wird dann abgerissen.“

 

Offener Brief an NRW-Finanzminister

In einem offenen Brief hat sich Welter jetzt an NRW-Finanzminister Walter-Borjans gewandt. Er bittet ihn, „den eingeschlagenen Kurs zu revidieren, der Öffentlichkeit einen Skandal zu ersparen und eine Politik für alle Bürger in NRW – und nicht für einzelne Genossen – umzusetzen“. Skandalös findet Welter vier Punkte: Der Verkauf einer landeseigenen Immobilie erfolge nicht zum höchsten Preis nach einem Bieterwettbewerb. Der Denkmalschutz werde vorsätzlich zum öffentlichen Schaden ausgehebelt. Da eine studentische Wohnungsnot nicht existiere, würden durch diese staatliche Subvention an anderer Stelle Leerstände verursacht. Und die Stadt Siegen werde in ihrer städteplanerischen Souveränität beschnitten. Wie Minister Walter-Borjans auf das Schreiben reagieren wird, weiß derzeit niemand.

 

(Dieser Beitrag erschien zuerst auf: www.siegener-zeitung.de)